Das interdisziplinäre Zentrum für strukturelle Systembiologie CSSB ist eröffnet

Am 29. Juni 2017 wurde auf dem Campus Bahrenfeld in Hamburg das neue Gebäude des „Centre for Structural Systems Biology“ (CSSB) feierlich eröffnet. Der Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg Olaf Scholz, die niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur Gabriele Heinen-Kljajic, Repräsentanten aus Politik und Wirtschaft, Mitglieder der CSSB-Partnerinstitute sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland nahmen an der feierlichen Eröffnung der neuen Forschungsinstitution teil.
Mit Blick auf das neue Gebäude applaudierten mehr als 500 Gäste bei der feierlichen Schlüsselübergabe durch den Vorsitzenden des DESY-Direktoriums Prof. Helmut Dosch an den Wissenschaftlichen Direktor des CSSB Prof. Matthias Wilmanns und den Vorsitzenden des wissenschaftlichen Beirats des CSSB Prof. Dirk Heinz. Die Schlüsselübergabe symbolisiert den offiziellen Beginn der wissenschaftlichen Forschungstätigkeit in dem neuen CSSB-Gebäude.
Im CSSB arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus zehn verschiedenen Forschungsinstitutionen, unter anderem aus der Universität Hamburg, dem Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) und dem Heinrich-Pette-Institut, gemeinsam und interdisziplinär an einigen der drängendsten Fragen der Strukturbiologie. Der Forschungsschwerpunkt des CSSB liegt auf der Entschlüsselung von Struktur, Dynamik und Mechanismen des Infektionsprozesses von Krankheitserregern. Ziel ist es, die Funktionsweise von Viren, Bakterien und Parasiten besser zu verstehen und mit den gewonnenen Erkenntnissen zur Entwicklung von neuen Behandlungsmethoden und Therapien beizutragen.
Einer der Wissenschaftler, die nun in das CSSB einziehen werden, ist Prof. Dr. Kay Grünewald. Er wird am CSSB die Gruppe „Strukturbiologie der Viren“ leiten. Seine Berufung erfolgte zusammen mit dem Heinrich-Pette-Institut, Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie. Bislang stand er an der University of Oxford der Gruppe „Structural cell biology of virus infection“ vor und war Leiter des „Oxford Particle Imaging Centre“ (OPIC). Prof. Grünewald und sein Team arbeiten daran, mittels Kryo-Elektronentomographie (KryoET), einer ausgebauten Form der Elektronenmikroskopie, in Kombination mit weiteren Techniken die supramolekulare Organisation von Zellen und deren Dynamik sichtbar zu machen. Für die KryoET werden die Zellen blitzartig eingefroren – dadurch bleibt die räumliche Struktur aller Zellbestandteile bis hin zum atomaren Detail erhalten. Nur so können die Forscherinnen und Forscher die makromolekularen Komplexe in ihrer natürlichen Umgebung studieren. Derzeit sind die strukturelle und funktionelle Organisation einer Zelle und deren Veränderung im Verlauf einer Virusinfektion auf dieser Ebene noch weitgehend unbekannt. Das Ziel der Gruppe ist es, ein Verständnis dieser oft transienten Strukturen und Zustände zu bekommen und ein umfassendes Bild der Interaktionen zwischen viralen Proteinkomplexen und Zerrstrukturen im Verlauf des viralen „Lebenszyklus“ zu erstellen.
Ein hochmodernes Forschungsgebäude
Das neue CSSB-Gebäude wurde gezielt geplant, um Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern modernste hauseigene Technologien zur Verfügung zu stellen sowie einen direkten Zugang zu DESYs einzigartigen Röntgenlichtquellen wie dem Synchrotron-Speicherring PETRA III und dem nahe gelegenen Freie-Elektronen-Laser European XFEL zu gewährleisten. Zudem sollen am CSSB Zusammenarbeit, Innovation und Mentoring für Nachwuchsforscher gefördert werden.
Das vierstöckige Gebäude mit Laboratorien und Büros bietet Raum für etwa 180 Personen.
Im Untergeschoss des Gebäudes werden fünf Kryo-Elektronenmikroskope installiert, mit denen die CSSB-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler Krankheitserreger auf verschiedenen Skalen der Auflösung und Komplexität sichtbar machen können: Sowohl das lokale Heranzoomen, um einzelne Atome in einem Molekül zu identifizieren, als auch das Herauszoomen, um die Dynamik der Wirt-Erreger-Interaktion in Echtzeit zu beobachten, sind im CSSB möglich. Mit der einzigartigen Kombination der CSSB-Technologie mit DESYs Röntgenlichtquellen und dem European XFEL können verschiedene strukturelle Methoden in einer integrierten Weise angewendet werden.
Das neue Gebäude wurde von der Bundesrepublik Deutschland, der Freien und Hansestadt Hamburg sowie den beiden Bundesländern Niedersachsen und Schleswig-Holstein finanziert.
CSSB-Partnerinstitutionen:
Bernhard-Nocht Institut für Tropenmedizin (BNITM)
Deutsches Elektronen-Synchrotron (DESY)
European Molecular Biology Laboratory (EMBL)
Forschungszentrum Jülich (FZJ)
Heinrich-Pette-Institut, Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie (HPI)
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI)
Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
Assoziierte Partnerinstitution:
Forschungszentrum Borstel (FZB)
Weitere Informationen über CSSB finden Sie unter:http://www.cssb-hamburg.de