15.02.2016

Hamburger Wissenschaftsmanagement in Genf: Internationale Gesundheitspolitik in Krisenzeiten

Nicole Elleuche in Genf.
Nicole Elleuche in Genf.

Hamburg, Genf. Die Kaufmännische Leiterin am Heinrich-Pette-Institut, Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie (HPI) Dr. Nicole Elleuche wurde von der Leibniz-Gemeinschaft und dem Auswärtigen Amt für einen Aufenthalt bei der Ständigen Vertretung (StV) in Genf ausgewählt. Im Rahmen des Hospitationsprogrammes für leitende Wissenschaftsmanagerinnen und Wissenschaftsmanager ist sie vom 1. Dezember 2015 bis 31. März 2016 in Genf für den Bereich Health/Weltgesundheitsorganisation (WHO) zuständig, allen voran für die Themengebiete HIV, Malaria, Tuberkulose und Ebola. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen vertritt Nicole Elleuche die deutsche Präsenz in Genf auch in unterschiedlichen WHO-Krisenstäben zu Infektionen mit dem Zika-Virus.

Seit Dezember 2015 hat Nicole Elleuche ihren Arbeitsplatz von Hamburg in die Schweiz verlegt: Bis Ende März hospitiert sie dort bei der Ständigen Vertretung des Auswärtigen Amtes im Bereich Health/WHO. Möglich gemacht hat dies das gemeinsame Hospitationsprogramm der Leibniz-Gemeinschaft und des Auswärtigen Amtes, um das sich die Biologin und Kaufmännische Leiterin des Heinrich-Pette-Institutes erfolgreich beworben hatte: „Ich finde, es ist immer wichtig, die Perspektive zu wechseln. Hier kann ich lernen, wie globale Gesundheitspolitik betrieben wird. Das ist nicht nur eine wertvolle Erfahrung für mich persönlich und meine Arbeit am HPI, sondern auch wahnsinnig spannend. Der internationale Kontext, in welchem ich auch die Leibniz-Gemeinschaft sowie das HPI repräsentieren kann, spielt dabei eine wichtige Rolle“, erklärt Nicole Elleuche ihre Motivation, bei dem Kooperationsprogramm mitzumachen.

HIV, Malaria, Tuberkulose und Ebola sind die Themenschwerpunkte, die Nicole Elleuche in Genf bearbeitet: „Ich betreue hauptsächlich Themen, die einen starken medizinischen oder wissenschaftlichen Bezug haben. Neben den bekannten WHO-Themen wie Ebola, HIV/Aids, Hepatitis, Influenza und Polio spielen aktuell auch Antibiotikaresistenzen oder der zukünftige Umgang mit Pockenviren, die nur noch in zwei Laboren auf der Welt gelagert werden, eine wichtige Rolle“, berichtet sie über ihre Aufgabengebiete.

Einen Meilenstein hat Nicole Elleuche bereits gemeistert: Vom 25. bis 30. Januar tagte zum 138. Mal der Exekutivrat der WHO. Die Vorbereitungen für die Bundesrepublik Deutschland lagen dabei teilweise auch in ihrer Verantwortung: „Die WHO befindet sich mit ihrem Prozess zur Reformierung des Notfallmanagements in gesundheitlichen Krisensituationen in einem starken Umbruch, der die Institution auf eine harte Probe stellt. Die Generaldirektorin Margaret Chan hat in ihrem gemeinsamen Schlussstatement mit den Regionaldirektoren klar gemacht, dass die Organisation sich dieser Herausforderung stellt und Veränderungswillen zeigt, dabei aber auch auf die Unterstützung der Mitgliedstaaten angewiesen ist“, berichtet Nicole Elleuche nach Abschluss der Tagung.

Nachdem die WHO am 2. Februar den internationalen Gesundheitsnotfall wegen der möglichen Korrelation einer Zika-Virusinfektion in der Schwangerschaft und einer Schädelfehlbildung bei Neugeborenen ausgerufen hat, beschäftigt sich Nicole Elleuche momentan fast ausschließlich mit diesem Thema: „Die Teilnahme an nationalen und internationalen Krisensitzungen zeigt mir dabei deutlich, wie wichtig die weltweite Koordination der Akteure und eine schnelle Reaktionsfähigkeit der WHO sind. Ich bin wirklich beeindruckt davon, wie viele Parteien und Institutionen hinter einer solchen Aktivität stecken und wie zielführend versucht wird, mit Expertinnen und Experten die besten Wege für den Schutz und die Hilfe für unterschiedlich betroffene Gruppen zu finden“, berichtet sie von den aktuellen Entwicklungen.

Die Ständige Vertretung in Genf profitiert ebenfalls von Nicole Elleuches Erfahrungen im Wissenschaftsmanagement im Bereich der Infektionsforschung: „Das Programm ist eine Win-Win-Situation für beide Partner. Das Wissen, das  ich durch meine Arbeit am HPI mitbringe, kann ich aktiv in Diskussionen mit Kolleginnen und Kollegen sowohl aus dem diplomatischen Kontext als auch bei der WHO einbringen. Damit nehme ich eine gewisse Beraterfunktion ein, die sehr geschätzt wird“, erklärt sie.

Das gemeinsame Hospitationsprogramm der Leibniz-Gemeinschaft und des Auswärtigen Amtes wurde Anfang 2013 ins Leben gerufen. Es richtet sich an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Leibniz-Instituten mit Leitungsaufgaben in der Administration, wissenschaftlichen Stabsbereichen oder in der Öffentlichkeitsarbeit. Ziel ist es, berufsfeldnahe Auslandserfahrungen zu ermöglichen. Nicole Elleuches Zwischenfazit nach zwei Monaten Aufenthalt in Genf fällt sehr positiv aus: „Für mich ist die Zeit hier sehr wertvoll: Ich lerne viel über internationale Gesundheitspolitik und die mikropolitischen Aktivitäten, die dahinter stecken – eine ganz eigene Welt von Verhandlung, Kompromissbereitschaft und Durchsetzungsvermögen, jeweils geprägt durch den eigenen kulturellen Hintergrund. Viel wichtiger sind aber die viele interessanten, hilfsbereiten und netten Menschen aus allen Teilen der Welt, mit denen ich intensiv zusammen arbeiten kann und die auch nach meinem Aufenthalt in Genf ein wichtiger Teil meines beruflichen und auch privaten Netzwerkes bleiben werden.“

Rückfragen:

Dr. Nicole Elleuche: nicole.elleuche(at)hpi.uni-hambrug.de

Heinrich-Pette-Institut, Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie,

Hamburg