HPI/UKE-Hormonstudie deckt Geschlechtsunterschiede im Verlauf von COVID-19-Infektionen auf
Die Abteilung „Virale Zoonosen - One Health“ am Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie (HPI) in Hamburg unter der Leitung von Prof. Gülşah Gabriel, Professorin an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo), hat in einer gemeinsamen Studie mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) den Einfluss des Geschlechts auf COVID-19-Infektionen untersucht. Die Ergebnisse wurden nun im renommierten Journal „Emerging Microbes & Infections“ veröffentlicht.
Männer erkranken schwerer an COVID-19 als Frauen. Dies wurde in mehreren unabhängigen Studien gezeigt. Sexualhormone könnten bei der geschlechtsspezifischen Infektionsschwere eine wichtige Rolle einnehmen, da sie wichtige Modulatoren des Immunsystems darstellen. Dies wurde nun in einer gemeinsamen Studie zwischen dem HPI und dem UKE untersucht. Dazu wurde der Hormonhaushalt von insgesamt 181 Patienten bestimmt: intensivpflichtige COVID-19-Patienten, intensivpflichtige Patienten ohne COVID-19, Patienten mit Grunderkrankungen sowie gesunde Kontrollgruppen.
Die überwiegende Mehrheit der männlichen COVID-19-Patienten wies erhöhte Estradiol- sowie niedrige Testosteronspiegel auf. Dabei konnte gezeigt werden, dass erhöhte Estradiolspiegel mit einer deutlichen Erhöhung an Entzündungsmarkern und einem kritischen Krankheitsverlauf assoziiert sind. Bei den weiblichen COVID-19-Patientinnen wurden dagegen keine statistisch signifikanten Unterschiede in den Sexualhormonspiegeln festgestellt.
„Diese Befunde sprechen für einen möglichen Einfluss der Sexualhormone auf den geschlechtsspezifischen Krankheitsverlauf bei COVID-19 und legen eine Basis für weiterführende mechanistische Studien“, erklärt Prof. Gülşah Gabriel, Leiterin der HPI-Abteilung „Virale Zoonosen – One Health“ und Professorin an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover.
„Es hat uns sehr gewundert, dass Männer deutlich häufiger schwer an COVID-19 erkranken, obwohl sie sich ähnlich häufig wie Frauen mit SARS-CoV-2 infizieren. Unsere Studie gibt erste Einblicke in die zugrundeliegenden Mechanismen“, ergänzt Prof. Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin am UKE.
Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Emerging Microbes & Infections” veröffentlicht:
Maria Schroeder, Berfin Schaumburg, Zacharias Mueller, Ann Parplys, Dominik Jarczak, Kevin Roedl, Axel Nierhaus, Geraldine de Heer, Joern Grensemann, Bettina Schneider, Fabian Stoll, Tian Bai, Henning Jacobsen, Martin Zickler, Stephanie Stanelle- Bertram, Kristin Klaetschke, Thomas Renné, Andreas Meinhardt, Jens Aberle, Jens Hiller, Sven Peine, Lothar Kreienbrock, Karin Klingel, Stefan Kluge & Guelsah Gabriel (2021). High estradiol and low testosterone levels are associated with critical illness in male but not in female COVID-19 patients: a retrospective cohort study. Emerging Microbes & Infections, August, 2021. https://doi.org/10.1080/22221751.2021.1969869
Ansprechperson am HPI:
Prof. Gülşah Gabriel
guelsah.gabriel(at)leibniz-hpi.de
Tel.: 040/48051-315
Ansprechperson am UKE:
Prof. Stefan Kluge
skluge(at)uke.de
Tel.: 040/7410-57010