Nachwuchsförderpreis 2005 der Leibniz-Gemeinschaft geht ans HPI
Freitag, 18. November 2005Dr. Anneke Funk (27) ist die Leibniz-Nachwuchspreisträgerin 2005. Beim Festakt im Rahmen der 11. Jahrestagung der Leibniz-Gemeinschaft in Bonn erhält sie diese herausragende Auszeichnung. Anneke Funk schrieb ihre Doktorarbeit zwischen 2002 und 2004 am Heinrich-Pette-Institut für Experimentelle Immunologie und Virologie (HPI) in Hamburg in der Projektgruppe von Dr. med. Hüseyin Sirma in der Abteilung für Allgemeine Virologie. Der Fachbereich Biologie der Technischen Universität Darmstadt verlieh der Arbeit "Identifizierung und funktionelle Modulation essentieller zellulärer Komponenten für die Propagation von Hepatitis B-Viren" das Gesamtprädikat "mit Auszeichnung". Anneke Funk habe "das Talent, die Energie, die Kreativität sowie die intellektuellen Fähigkeiten für eine sehr erfolgreiche wissenschaftliche Karriere", urteilt Professor Hans Will, Leiter der Abteilung für Allgemeine Virologie am HPI, über die junge Biologin.
Anneke Funk untersuchte, wie die ersten Stunden einer Hepatitis B-Infektion ablaufen und das Virus in die Leberzellen eindringt, um sich zu vermehren. Rund zwei Milliarden Menschen, ein Drittel der Weltbevölkerung, hat nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation schon einmal eine Infektion mit dem Virus durchgemacht. Weltweit sind derzeit 300 bis 400 Millionen Menschen chronisch mit dem Virus infiziert und leiden dauerhaft an unterschiedlichen Folgen der damit zusammenhängenden Leberschädigungen. Obwohl es gegen Hepatitis B eine sehr wirksame Impfung gibt, sterben pro Jahr eine Millionen Menschen an den Folgen der Leberentzündung, zu denen tödliches Leberversagen, die Schrumpfleber und Leberkrebs gehören.
Anneke Funk hat mit einigen "überaus schwierigen und sehr aufwändigen Experimenten" (Hans Will) klären können, wie die ersten Stunden der Virusinfektion ablaufen und das Virus in die Leberzellen eindringt. Überrascht hat die Fachleute beispielsweise, dass die Viren binnen drei Stunden in die Wirtszellen eindringen, dann aber etwa 15 Stunden benötigen, um bis zum Zellkern vorzudringen. Viren sind die einfachsten Lebewesen überhaupt. Sie haben keinen eigenen Stoffwechsel und benötigen zur Vermehrung eine Wirtszelle. Anneke Funks Experimente legen erstmals nahe, dass die Viren sich nicht am Stützkorsett der Zelle in Richtung Zellkern entlang hangeln, dem so genannten Aktinskelett. Stattdessen zeigte sich, dass die Viren während der ersten vier Stunden nach dem Eindringen in die Zelle die so genannten Mikrotubuli benutzen. Anneke Funk: Diese Mikrotubuli funktionieren wie Schienen, auf denen in Mikrocontainern Stoffe in den Zellen transportiert werden. Die Nachwuchsforscherin hat in einigen cleveren Experimenten untersucht, was passiert, wenn die Mikrotubuli in der kritischen Zeitspanne lahmgelegt werden. Überraschendes Ergebnis: Das erstickt die Infektion zuverlässig.
Aber nicht nur Strukturen der Wirtszelle sondern auch bestimmte Fette auf der Oberfläche des Hepatitis B Virus beeinflussen seine Infektiösität. Anneke Funk entdeckte, dass der Entzug von Cholesterin aus der Hepatitis B-Oberfläche eine Infektion verhindert.
Anneke Funk gewann ihre Ergebnisse an einem "aviären Modellsystem" - und zwar an Entenleberzellen. Dennoch ist sich Hans Will sicher, dass die neuen Erkenntnisse eine "rationale und sehr gute Basis für die Entwicklung einer neuen Art von antiviralen Medikamenten für Prävention und Therapie der chronischen Hepatitis B" bilden. Gute Nachrichten für die Leber.
Für weitere Informationen:
Dr. Anneke Funk