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Heinrich-Pette-Lecture 2008 mit Rudolf Jaenisch

Dienstag, 08. Juli 2008

Das Heinrich-Pette-Institut (HPI) ehrt Rudolf Jaenisch für seine herausragenden Arbeiten im Bereich des therapeutischen Klonens, transgener Mausmodelle und der Stammzellforschung mit der Vergabe der Heinrich-Pette-Lecture 2008. Der Vortrag findet am Freitag, den 11. Juli 2008 um 16 Uhr im Ferdinand-Bergen-Auditorium des HPI, Martinistraße 52 in Hamburg statt.

„Forscher programmieren normale Körperzellen so um, dass sie wieder zu Stammzellen werden“ – diese Nachricht aus dem letzten Jahr gehört zu den wichtigen aktuellen Entdeckungen der biomedizinischen Forschung. Rudolf Jaenisch und seiner Gruppe vom Whitehead Institute (Cambridge, USA) gelang dies parallel zur japanischen Gruppe um Shinya Yamanaka. Die reprogrammierten Stammzellen, kurz iPS (induced pluripotent stem cells), könnten die dringend benötigte Alternative zu den ethisch umstrittenen embryonalen Stammzellen sein. Rudolf Jaenisch: „Diese reprogrammierten Zellen sind bezüglich all unserer molekularen und biologischen Untersuchungskriterien nicht von embryonalen Stammzellen zu unterscheiden. Sie ermöglichen das Wachstum lebensfähiger Mäuse, differenzieren in unterschiedlichste Gewebetypen und lassen sich über die Keimbahn sogar an nachfolgende Generationen übertragen.“ Schwierigkeiten bereitet noch die Tatsache, dass iPS bedingt durch ihre Reprogrammierung das Krebsrisiko im Tiermodell erhöhen. Daran wird derzeit intensiv nachgebessert. Und bei einer sonst tödlichen Krankheit zeigte Rudolf Jaenisch bereits, wie nützlich und effizient er die iPS einsetzen kann. Seine Gruppe heilte mit Hilfe der iPS Methode Sichelzellanämie bei Mäusen.

Rudolf Jaenisch war von 1975 bis 1985 Leiter der Abteilung für „Membranforschung“ (später Abteilung für „Tumorvirologie“) am Heinrich-Pette-Institut. Hier entwickelte er mit seinen Kollegen eine völlig neue Forschungsrichtung in der modernen Genetik. Er konnte zeigen, dass es möglich ist, fremde Gene mit Hilfe retroviraler Vektoren in die Keimbahn früher Mäuseembryonen einzubringen. Die Fremdgene wurden dann stabil an die Nachkommen vererbt. Damit machte Rudolf Jaenisch das HPI zur „Wiege der ersten transgenen Mäuse“; ein Meilenstein in der medizinischen Grundlagenforschung. Krankheiten konnten nun kontrolliert im Tiermodell untersucht werden. Rudolf Jaenisch interessierten vor allem Modelle zur Tumorentstehung und zu neurologischen Krankheiten.

Nach seinem Ruf ans Whitehead Institute (Cambridge, USA) für biomedizinische Forschung und an das Massachusetts Institute of Technology (MIT) widmete sich Rudolf Jaenisch verstärkt dem therapeutischen Klonen im Tiermodell und der Stammzellforschung. Als erster Genetiker wies er 2002 nach, dass ein Gendefekt in Mäusen durch therapeutisches Klonen geheilt werden kann.

Das Pette-Institut freut sich, mit Rudolf Jaenisch die Reihe der Heinrich-Pette-Lecture würdig fortsetzen zu können. Dieser Ehrenvortrag wurde 2006 mit Peter K. Vogt, Leiter der Onkovirologie am Scripps Research Institute, La Jolla, Kalifornien begonnen und findet seitdem jährlich statt. Der Vortrag ist öffentlich, der Eintritt frei.

Rudolf Jaenisch am Whitehead Institute

Heinrich-Pette-Lecture 2008

Stem cells, pluripotency and nuclear reprogramming
Rudolf Jaenisch
Whitehead Institute for Biomedical Research and Department of Biology, MIT, Cambridge, MA 02124, USA

One of the key issues raised by nuclear cloning is the question of genomic reprogramming, i.e. the mechanism of resetting the epigenetic modifications that are characteristics of the adult donor nucleus to ones that are appropriate for an embryonic cell. The mechanisms by which embryonic stem (ES) cells self-renew while maintaining the ability to differentiate into virtually all adult cell types are not well understood. Major progress has been achieved to understand the molecular circuitry of pluripotency and self-renewal. This information provides crucial insights into mechanisms by which pluripotent cells may be stimulated to differentiate into different cell types or by which somatic cells might be reprogrammed back to the pluripotent state by exposure of the somatic nucleus to the egg cytoplasm. Our most recent results achieving reprogramming of somatic cells in vitro without the need of nuclear transplantation and the potential of reprogrammed cells for customized therapy will be summarized.