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Das Geheimnis der Krebsviren – ein Entdecker berichtet
Mittwoch, 20. Juni 2012Prof. Patrick S. Moore ist Direktor des Molecular Virology Programms des Cancer Institutes der University of Pittsburgh. Zusammen mit seiner Ehefrau, Prof. Yuan Chang, widmet er sich dort der Entdeckung und Erforschung von Viren, die Krebs auslösen können. Nach heutigem Erkenntnisstand wird ungefähr jede fünfte Krebserkrankung durch Infektionserreger verursacht. Im Menschen sind bislang sieben Krebsviren bekannt – zwei davon wurden durch Moore und Chang entdeckt.
Mitte der 90er Jahre beschrieb das Forscherpaar zunächst das KSHV (Kaposi’s Sarcoma Associated Herpesvirus, auch Humanes Herpesvirus 8, HHV-8). KSHV ist unter anderem Auslöser des Kaposi-Sarkoms, einer vor allem im Zusammenhang mit AIDS auftretenden Krebserkrankung. Als Moore und Chang 1994 das KSHV entdeckten, sequenzierten sie das Genom, identifizierten mit ihm verbundene Krebsgene und entwickelten erste Tests zum Nachweis des Virus. „Die Entdeckung des KSHV war mit Sicherheit ein Meilenstein der Tumorvirologie“, sagt Dr. Adam Grundhoff, der am Heinrich-Pette-Institut Krebsviren erforscht. „Obwohl das Kaposi Sarkom bei uns nur selten auftritt, stellt es in einigen Teilen Afrikas mittlerweile den häufigsten Tumorer überhaupt dar. Zusammen mit dem nahe verwandten Epstein-Barr Virus ist KSHV wahrscheinlich an der Entstehung von etwa zwei Prozent aller Krebserkrankungen weltweit beteiligt."
2008 gelang Moore und Chang zudem die Identifikation des Merkelzell-Polyomavirus (MCPyV). Das MCPyV wird mit der Entstehung des gleichnamigen Merkelzellkarzinoms, ein bösartiger Hauttumor, in Verbindung gebracht und ist bislang nur wenig erforscht. Über dieses Virus wird Patrick S. Moores in der Pette-Lecture am 5. Juli 2012 in seinem Vortrag „Merkel Cell Polyomavirus: Using Genomics to Search for Causes and Cures for Cancer” am Heinrich-Pette-Institut – Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie (HPI) sprechen.
Zum Preisträger
Patrick S. Moore wurde 1956 in Seattle geboren und gilt heute als einer der renommiertesten Epidemilogen und Virologen.
Moore studierte Chemie und Biologie (Bachelor) am Westminster College in Salt Lake City und der Stanford University (Master Abschluss, MS, Biophysical Chemistry). Weitere Abschlüsse erhielt er von der University of Utah (Master of Philosophy, MPhil, Anatomy und Doctor of Medicine, M.D.) und der University of California, Berkley (Master of Public Health, M.P.H., Epidemiology).
Nach Forschungsaufenthalten in Ghana und Liberia war Moore als Epidemiologe für das Center of Disease Control and Prevntion (CDC) und für das Gesundheitsamt von New York City tätig. 1994 wandte sich Moore zusammen mit seiner Ehefrau Yuan Chang der molekulargenetischen Virusforschung an de r Columbia University zu, wo er 1998 eine volle Professur erhielt. Seit 2002 setzen Moore und Chang ihre Forschung als Professoren am Cancer Institute der University of Pittsburgh fort.
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Auszeichnungen
1987-1992: Public Health Service, Centers for Disease Control: PHS Unit Commendation Medal (x2), PHS Achievement Medal (x2), PHS Hazardous Duty Award
1989: Langmuir Prize, Centers for Disease Control, USA
1997: Meyenburg Prize, German Cancer Research Center, Heidelberg, Germany (gemeinsam mit seiner Frau Yuan Chang)
1998: Robert Koch Prize, Robert Koch Foundation (gemeinsam mit seiner Frau Yuan Chang)
2000: Distinguished Alumnus Award, Westminster College
2003: General Motors Cancer Research Foundation, Charles S. Mott Award (gemeinsam mit seiner Frau Yuan Chang)
2007: ISI Science Citation Index. Highly Cited Investigator – Microbiology
2008: American Cancer Society Research Professorship
2009: Carnegie Life Sciences Award
2011: American Academy of Microbiology, Elected Fellow
Heinrich-Pette-Lecture 2012
05.07.2012, 15.00 Uhr, Ferdinand-Bergen-Auditorium, HPI
Patrick S. Moore (Professor Department for Infectious Disease & Microbiology, University of Pittsburgh)
Vortrag: „Merkel Cell Polyomavirus: Using Genomics to Search for Causes and Cures for Cancer”
Zur Heinrich-Pette-Lecture
Seit 2006 ehrt das Heinrich-Pette-Institut herausragende, international renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Virusforschung mit der Vergabe der Heinrich-Pette-Lecture. Sie findet jährlich im Gedenken an den Gründer des Institutes, den Hamburger Dekan für Neurologie, Herrn Prof. Heinrich Pette, statt. Die bisherigen Preisträger waren:
2006: Peter K. Vogt, Leiter der Onkovirologie am Scripps Research Institute, Dept. of Molecular and Experimental Medicine, La Jolla, USA
2007: Thomas Shenk, Elkins and American Cancer Society Professor an der Princeton University, USA
2008: Rudolf Jaenisch, Gründungsmitglied des Whitehead Institut, Cambridge, USA
2009: Harald zur Hausen, langjähriger wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Krebsforschungszentrums, Heidelberg, Deutschland
2010: Arnold Levine, Professor am Institute of Advanced Study der Universität Princeton, USA
Für Rückfragen:
Antonia Seifert
Presse- und Öffentlichkeitsreferentin
Heinrich-Pette-Institut – Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie
Tel.: +49 (040) 480 51-108
E-mail: oeffentlichkeitsarbeit(at)hpi.uni-hamburg.de