Presse

Pipette: Heinrich-Pette-Institut

Neues aus der Forschung am Heinrich-Pette-Institut.

Neues Virus bei Rindern in Deutschland entdeckt

Montag, 04. Mai 2015

Hamburg.Gemeinsam mit dem Institut für Virologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) und dem Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf  (UKE) haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Heinrich-Pette-Institutes (HPI), Leibniz Institut für Experimentelle Virologie ein bislang unbekanntes Virus in Rindern identifiziert, das dem für den Menschen pathogenen Hepatitis C-Virus (HCV) genetisch nah verwandt ist.

Wie das HCV, gehört auch das neu entdeckte Virus zur Familie der Hepaciviren. Vertreter der Hepaciviren sind dafür bekannt, sich häufig in der Leber ihres Wirtes zu vermehren und dort unter bestimmten Umständen schwere chronische Erkrankungen auszulösen. In den letzten Jahren wurden Hepaciviren  bei Fledermäusen, wildlebenden Nagetieren und Pferden entdeckt.

Das Virus scheint eine weite Verbreitung zu haben: Es konnte in mehreren Viehbeständen in Nord- und Süddeutschland aufgefunden werden. Unter Beteiligung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Hamburg und Hannover gelang einem Forschungsteam aus Bonn der Nachweis ähnlicher Hepaciviren in Rindern aus Ghana. Welchen Einfluss die Virusinfektion auf die Tiergesundheit hat, ist derzeit noch Gegenstand weiterführender Studien. Ebenso wird untersucht, ob das Virus möglicherweise auf den Menschen übertragen werden kann. Bislang gibt es jedoch keinerlei Hinweise auf eine Ansteckungsgefahr für den Menschen, so Prof. Becher vom Institut für Virologie der TiHo Hannover.

Die Identifizierung des Virus gelang mit Hilfe der sogenannten 'Hochdurchsatz-Sequenzierung', einer neuartigen Technik die es erlaubt, auch bislang unbekannte Infektionserreger durch den Nachweis ihres genetischen Fingerabdruckes aufzuspüren. Eine entsprechende Plattform wurde vor zwei Jahren am HPI etabliert. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des HPI und des UKE arbeiten derzeit intensiv an der Optimierung des Verfahrens für den Einsatz im Klinikbetrieb.

Die Zusammenarbeit der Hamburger Forscherinnen und Forscher mit ihren Kollegen an der TiHo und der Universität Bonn hat ihren Ursprung in einem gemeinsamen Forschungsverbund, dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF). Das DZIF bündelt Kompetenzen in der Infektionsforschung, um neue diagnostische, präventive und therapeutische Verfahren in der Behandlung von Infektionskrankheiten bei Mensch und Tier zu entwickeln.

 

Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Journal of Virology“ veröffentlicht :

Baechlein C, Fischer N, Grundhoff A, Alawi M, Indenbirken D, Postel A, Baron AL, Offinger J, Becker K, Beineke A, Rehage J, Becher P. Identification of a Novel Hepacivirus in Domestic Cattle from Germany. J Virol. 2015 Apr 29. pii: JVI.00534-15. [Epub ahead of print]

Corman VM, Grundhoff A, Baechlein C, Fischer N, Gmyl A, Wollny R, Dei D, Ritz D, Binger T, Adankwah E, Marfo KS, Annison L, Annan A, Adu-Sarkodie Y, Oppong S, Becher P, Drosten C, Drexler JF. Highly divergent hepaciviruses from African cattle. J Virol. 2015 Mar 18.

 

Rückfragen:

Prof. Adam Grundhoff: adam.grundhoff(at)hpi.uni-hamburg.de

Heinrich-Pette Institut, Leibniz Institut für Experimentelle Virologie

Hamburg

 

Prof. Dr. Nicole Fischer: n.fischer(at)uke.de

Institut für Med. Mikrobiologie, Virologie und Hygiene

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

 

Bild: Udo Thomas/GARP