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AIDS ist out?
Monday, 05. November 2001Bedenkliches Fazit der ersten Veranstaltung der Hamburger Filmtage zum Thema AIDS am gestrigen Sonntagnachmittag: Aids ist längst nicht unter Kontrolle, das Thema findet jedoch beim Einzelnen nur noch wenig Aufmerksamkeit.
Im CINEMAXX am Dammtor konnten interessierte Laien und Fachleute zunächst ganz entspannt mit dem Film "Mississippi - Fluss der Hoffnung" in die Geschichte des kleinen HIV-infizierten Dexter eintauchen. Die von Catarina Felixmüller (NDR Hamburg Welle) moderierte anschließende Diskussion zwischen geladenen Experten und Publikum schlug dann schnell den Bogen zwischen Fiktion, wissenschaftlicher Realität und der Bedeutung von AIDS für die Gesellschaft. "Wir haben in den letzten 20 Jahren eine enorme Menge an Wissen über HIV angesammelt", so Dr. Ulrich Schubert vom Heinrich-Pette-Institut. Trotzdem sei man weit davon entfernt, die AIDS-Erkrankung vollständig zu verstehen. "Das Virus verursacht selbst keine Symptome sondern zerstört Teile des körpereigenen Abwehrsystems. Daher muss man versuchen, das überaus komplexe Immunsystem besser zu begreifen" erklärt Prof. Paul Racz, Pathologe am Bernhard-Nocht-Institut.
Einhellig wurde betont, dass AIDS nicht nur in Afrika und Asien, sondern auch teilweise auch in westlichen Ländern eine Krankheit der Armut sei. Die Therapiekosten von jährlich bis zu 3000 Dollar seien für viele Menschen in den USA nicht aufzubringen, da ein entsprechendes Krankenversicherungssystem fehle, erläuterte Dr. Ulrich Schubert. In den Ländern der dritten Welt wird es in den nächsten Jahre durch das Sterben ganzer Bevölkerungsgruppen zu katastrophalen wirtschaftlichen und sozialen Zuständen kommen. Nicht nur die Infektion durch sexuelle Kontakte ist dort ein Problem, sondern auch die durch Blutkonserven: "In einigen afrikanischen Ländern sind nicht genug HIV-negative Spender zu finden" sagt Dr. Klara Tenner-Racz vom Bernhard-Nocht-Institut. "Wenn Sie diesen Infektionsweg verhindern wollen, müssten Sie dort die Transfusionen abschaffen und das geht nicht."