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Neue Isoform des Tumorsuppressors p53 gefunden
Thursday, 14. July 2005Wissenschaftler des Heinrich-Pette-Institutes entdeckten eine neue Isoform des Tumorsuppressors p53, das sogenannte Δp53. In ihrer aktuellen Veröffentlichung im renommierten Fachjournal Cell beschreiben Irene Dornreiter und ihre Kollegen, dass Δp53 unabhängig vom ursprünglichen p53 wirkt (Cell, Vol.122, Rohaly et al.). Δp53 schützt UV-geschädigte Primatenzellen vor einer bösartigen Entartung, indem es den Teilungszyklus dieser Zellen an einem zentralen Punkt stoppt und dadurch die Reparatur des geschädigten Erbgutes ermöglicht.
Bisher konnte nur p53 eine zentrale schützende Funktion bei der Tumorentstehung zugeschrieben werden. Die Hamburger Wissenschaftler zeigen nun erstmals, dass auch Δp53 vor der Entstehung von Tumoren schützen kann. Das neue Protein entsteht, indem ein bestimmter Teil des p53-Gens nicht für die Entstehung des Proteins verwendet wird. Dieser als alternatives Splicing bezeichnete Vorgang bildet eine kleinere Form des p53-Proteins mit völlig neuen Eigenschaften.
Das neu beschriebene Δp53 bindet spezifisch an Gene im Erbgut und wirkt als sogenannter Transaktivator. Diese Eigenschaften hat es mit dem ursprünglichen p53 gemeinsam. Irene Dornreiter und ihre Kollegen entdeckten jedoch, dass beide Proteine in unterschiedlichen Phasen der Zellteilung aktiv sind und vor allem, dass Δp53 nur wachstumsregulierende Gene erkennt und aktiviert.
Δp53 - aber nicht p53 - ist in UV-geschädigten Zellen während der sogenannten S-Phase aktiv und bindet dort an das Gen des Wachstumshemmers p21. Dadurch wird eine Kettenreaktion angestoßen, die dazu führt, dass die Zelle ihren Teilungszyklus am sogenannten Intra-S-Phase-Checkpoint stoppt. In dieser erzwungenen Ruhephase kann die Zelle ihre UV-geschädigte DNA reparieren, noch bevor sie die genetische Information verdoppelt und an die Tochterzellen weitergibt. So verhindert Δp53, dass Tochterzellen einer UV-geschädigten Zelle entarten und sich zu Krebszellen entwickeln.
Irene Dornreiter und ihre Kollegen zeigen zum ersten Mal, dass zwei genetisch verwandte Tumorsuppressoren, das p53 und das Δp53, dafür sorgen, dass das Erbgut einer Zelle stabil bleibt. Erst das Zusammenspiel beider Proteine verhindert, so vermuten die Wissenschaftler, in unterschiedlichen Phasen der Zellteilung die Entstehung von Krebszellen. Die neu entdeckte Schutzfunktion von Δp53 bietet somit viel versprechende Ansatzpunkte für die Krebstherapie und Diagnostik.
Für weitere Informationen:
Dr. Irene Dornreiter