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Neue Möglichkeit zur Hemmung des AIDS-Erregers HIV-1 entdeckt

Monday, 03. January 2005

Wissenschaftler des Heinrich-Pette-Instituts für Experimentelle Virologie und Immunologie an der Universität Hamburg (HPI) entdeckten zusammen mit Kollegen der Universität Erlangen-Nürnberg und der Axxima Pharmaceuticals AG aus München, eine neuartige Therapiemöglichkeit bei Infektionen mit dem AIDS-Erreger HIV-1. Dr. Ilona Hauber und ihren Kollegen gelang es, auch resistente HI-Viren zu hemmen, die auf eine Vielzahl der klinisch eingesetzten antiviralen Wirkstoffe nicht mehr ansprachen. Die Ergebnisse sind in der neuesten Ausgabe des US-amerikanischen Wissenschaftsjournal Journal of Clinical Investigation (Hauber et. al., Vol.115, Nr. 1, Jan 2005) veröffentlicht.

Derzeit gibt es auf der Welt etwa 40 Millionen HIV infizierte Menschen, Tendenz steigend. Besonders schwer betroffen sind Süd- und Mittelafrika sowie Osteuropa und Teile Asiens. Selbst in Deutschland nimmt die Zahl der Neuinfizierten wieder zu.

Infektionen mit dem AIDS-Erreger sind in absehbarer Zeit nicht heilbar, weil das Erbgut der HI-Viren aus dem infizierten Organismus nicht mehr entfernt werden kann. Das bedeutet, dass die antivirale Therapie lebenslang erfolgen muss. Sie hat zum Ziel, die Vermehrung der HI-Viren im Patienten, und somit die Entstehung und das Fortschreiten von AIDS, zu hemmen.
Gegenwärtig werden HIV-Infektionen mit verschiedenen Kombinationen eines Medikamenten-Cocktails behandelt (Kombinationstherapie bzw. Highly Active Antiretroviral Therapy/HAART). Die Wirkstoffe dieses Cocktails sind typischerweise gegen viruseigene Eiweiße und Funktionen gerichtet. Leider werden bei einer zunehmenden Anzahl derart behandelter HIV-Patienten sehr starke toxische Nebeneffekte beobachtet, einschließlich Fettgewebeschwund (Lipodystrophie), Diabetes mellitus und Osteoporose. Außerdem treten zunehmend medikamenten-resistenten HI-Viren auf, die auf herkömmliche Therapien nicht mehr ansprechen.

HIV-1 verhält sich wie ein Parasit, der sich innerhalb der menschlichen Wirtszelle vermehrt. Dafür nutzt das Virus viele Proteine und zusätzliche Faktoren der infizierten Körperzelle. Den Wissenschaftlern des Heinrich-Pette-Instituts gelang es nun, ein für die Vermehrung des HI-Virus wichtiges Protein in menschlichen Zellen, das sogenannte DHS-Protein (Deoxyhypusin-Synthase), zu identifizieren. Sie zeigten, dass die Hemmung dieses Proteins ebenfalls die Vermehrung der HI-Viren blockiert. Selbst mehrfach-resistente Viren aus Patienten (HAART-resistente HI-Viren) konnten auf diese Weise effizient gehemmt werden. Die Ergebnisse beschreiben einen neuartigen Therapieansatz zur Behandlung von HIV/AIDS. Im Gegensatz zu herkömmlichen Therapien, bei denen viruseigene Proteine gehemmt werden, beruht diese neuartige Strategie auf der Hemmung eines für die Virusvermehrung wichtigen menschlichen Proteins.

Weitere Informationen: Prof. Joachim Hauber